Bremen – Es ist ein Geschäft, von dem im Idealfall beide Seiten profitieren. Ein privater Anleger investiert in Unternehmensanleihen – und gibt damit quasi einer Firma für eine bestimmte Zeit ein Darlehen.
Dafür erhält der Anleger im Gegenzug eine höhere Rendite als bei einem Sparbuch oder einem Festgeldkonto und am Ende der Laufzeit das investierte Geld zurück. Was in der Theorie so verlockend klingt, ist in der Praxis oft mit hohen Risiken behaftet. «Bei Anleihen gibt es keinen Einlagenschutz», erläutert Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Das bedeutet: Wird das Unternehmen zahlungsunfähig, dann droht theoretisch ein Totalverlust des investierten Geldes.
«Die Risiken liegen jedoch deutlich unter den Risiken von Investitionen in Aktien», findet Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit Sitz in München. «In den meisten solcher Fälle erhalten die Anleger nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zumindest einen Teil des investierten Geldes wieder zurück», betont Bauer.
Neben dem Ausfallrisiko besteht bei Unternehmensanleihen laut Bauer auch ein Kursrisiko. Der Kurs von Anleihen sinkt, sofern der Marktzins steigt. Fallen hingegen die Zinsen, steigen Anleihen mit einem hohen Zinssatz im Kurs. «Es besteht also während der Laufzeit auch ein erhebliches Kursrisiko», so Bauer. Das Risiko ist umso höher, je länger die Laufzeit bis zur Fälligkeit ist. Oelmann weist darauf hin, dass bei Anleihen von Unternehmen außerhalb des europäischen Währungsgebietes es darüber hinaus beim Kauf und Verkauf von Anteilen ein Währungsrisiko gibt.
Die Renditechancen bei Unternehmensanleihen können ganz unterschiedlich sein. «Bei seriösen und bonitätsstarken Schuldnern sind angesichts der extremen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Renditen sehr gering», erklärt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken. Sie liegen meist nur minimal über dem Renditeniveau von Tagesgeld- oder Sparbucheinlagen. Wer Anleihen von bonitätsschwachen Schuldnern – so genannte High-Yield-Bonds – kauft, kann mit mehr Rendite rechnen. «Möglich sind acht Prozent Rendite pro Jahr und mehr», so Bauer. Hier ist aber das Ausfallrisiko oft größer.
Wer sich nach dem Abwägen von allen Vor- und Nachteilen für eine Anlage in Unternehmensanleihen entscheidet, kann sie täglich über die Börsen erwerben. Der Kauf kann also wie bei einer Aktie über eine Depotbank erfolgen. Hierbei fallen in der Regel Ordergebühren an. «Die Höhe der Gebühr hängt häufig vom Ordervolumen ab», sagt Oelmann.
Darüber hinaus müssen gegebenenfalls Depotgebühren gezahlt werden. Dies können Anleger vermeiden, indem sie Anleihen nur bei Banken halten, die keine Depotgebühren verlangen. Die Laufzeiten für Unternehmensanleihen können bei bis zu zehn, 15 oder teilweise sogar 20 Jahren liegen. Die Ausstattung der Anleihen ist unterschiedlich. «Informationen hierzu findet der Anleger in den jeweiligen Emissionsbedingungen», erläutert Beller.
Laut Bauer verbrieft eine Anleihe meist einen Nennwert von 1000 Euro. Der Zins wird häufig jährlich, manchmal aber auch halb- oder vierteljährlich gezahlt. Nach dem Ende der Laufzeit erhalten die Anleger das Geld, das sie dem Unternehmen geliehen haben, zurück.
Um für sich Klarheit zu haben, sollte man sich vor dem Kauf einer Anleihe genau über die Bonität des Emittenten informieren. «Hierbei helfen die Ratings von Ratingagenturen», erklärt Beller. Als Faustregel gilt: Eine höhere Verzinsung als marktüblich steht für ein höheres Risiko, also eine geringere Bonität des Unternehmens.
Bauer rät Anlegern, bei der Wahl von Emittenten nicht so sehr auf dessen Namen, sondern auf dessen operative Kennzahlen sowie auf eine solide Bilanz mit entsprechender Eigenkapitalausstattung zu achten. «Wichtig ist auch bei Anleihen, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern mehrere Anleihen verschiedener Emittenten aus verschiedenen Ländern und Branchen zu kaufen.»
Oelmann empfiehlt Verbrauchern, nur in solche Anlageprodukte zu investieren, die sie auch verstehen – «dazu gehören sowohl die Funktionsweise als auch die damit einhergehenden Risiken». Alternativ zum Kauf von einzelnen Unternehmensanleihen kämen Rentenfonds in Frage, sagt Oelmann. Der Vorteil: Sie investieren in eine Vielzahl unterschiedlicher Anleihen und streuen so die Risiken. «Ganz wichtig ist, dass Anleger die Risiken bei Anleihen nicht unterschätzen.»
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(dpa/tmn)