Dass der Wind bei der Energieerzeugung aus regenerativen Quellen eine bedeutende Rolle einnimmt, ist unbestritten. Uneinigkeit besteht hingegen in der Frage, ob Onshore-Windräder oder Offshore-Anlagen besser für die Energieversorgung geeignet seien. Die neue Bundesregierung hat sich auf eine verstärkte Förderung von Offshore-Anlagen und zu einer Einschränkung der Subventionen für auf dem Land errichtete Windräder verständigt.
Was meint Onshore und Offshore bei Windrädern?
Onshore bedeutet, dass die Windräder auf dem Land stehen. Aus Lärmschutzgründen ist für Neuanlagen eine ausreichende Entfernung zur nächsten Ortschaft vorgeschrieben. Am wirtschaftlichsten lassen sich Onshore-Windräder in Küstennähe betreiben, da dort der Wind zuverlässig weht. Offshore-Anlagen werden hingegen weitab von der Küste im Meer errichtet. Die Meeresfauna wird zwar während der Bauzeit belastet, der Betrieb der Windkraftanlagen wirkt sich hingegen positiv auf die Meereslebewesen aus, da sich Biotope am Fuße des Windparks ansiedeln können. Zudem sind Windparks für die Schifffahrt und den Fischfang gesperrte Gebiete, sodass sich die neu angesiedelten Algen, Seepocken und Muscheln ungestört entfalten können. Zurzeit sind die Kosten je erzeugter Kilowattstunde Strom bei Offshore-Anlagen knapp doppelt so hoch wie bei Windrädern auf dem Land. Eine Ursache für den Kostenunterschied ist der Technologievorsprung bei Onshore-Anlagen. Somit ist zu erwarten, dass die Kosten für die Windenergieerzeugung auf dem Meer in den nächsten Jahren spürbar sinken.
Unterschiedliche Pläne für die Förderung von Onshore- und Offshore-Anlagen
Die Bundesregierung plant, die Förderung für Onshore-Windkraftanlagen zu streichen, sofern diese nicht in windreichen Gebieten errichtet werden. Genügend Wind für eine weitere Anlagenförderung weht den Plänen der Koalition zufolge nahezu ausschließlich in küstennahen Regionen, während Süddeutschland als windarm gilt. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand, da im Süden errichtete Windräder die Notwendigkeit für den Stromtransport verringern und große Anlagen an optimal ausgewählten Standorten viertausend Volllaststunden je Jahr erreichen können. Offshore-Anlagen werden hingegen durch eine Verlängerung des Stauchungsmodelles weiterhin gefördert. Das Subventionsmodell bedeutet, dass die Förderung in den ersten Betriebsjahren einer Offshore-Anlage erhöht wird und anschließend abfällt. Der Vorteil der degressiven Windstromförderung besteht in der beschleunigten Refinanzierung der Offshore-Windräder.
Deutschland benötigt beide Windstrom-Varianten
Die Diskussion zwischen den Verbandsvertretern der Onshore- und der Offshore-Branche erweckt den Eindruck, Deutschland müsse sich für eine der beiden Varianten zur Windstromerzeugung entscheiden. Tatsächlich benötigt das Land beide Technologien, um langfristig den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Offshore-Anlagen können mehr Strom als Onshore-Windkraftanlagen erzeugen, sie benötigen jedoch zwangsläufig längere Transportwege.
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