Berlin – Keine Frage: Wohlhabend wäre wohl jeder gerne. Anleger tun deshalb viel dafür, dieses Ziel zu erreichen. Manchmal sogar so viel, dass sie sich auf dem Weg zum Wohlstand immer wieder selbst im Weg stehen.
Durch Fehler bei der Geldanlage verschenken sie wertvolle Rendite. Sechs Punkte, auf die man achten sollte:
– Mangelnde Streuung: Es gibt kaum einen Satz, den Finanzexperten öfter herunterbeten, als diesen: Anleger sollten ihr Vermögen breit verteilen. Der Grund dafür ist simpel und einleuchtend: Wer sein ganzes Geld nur in einen einzigen Fonds oder eine Aktie steckt, den treffen Kursrückgänge besonders hart.
Trotzdem machen Anleger diesen Fehler immer wieder, wie die Stiftung Warentest 2017 in einer umfangreichen Untersuchung festgestellt hat: «Im Durchschnitt lagen in den Depots der Anleger nur zwölf verschiedene Aktien«, sagt Roland Aulitzky von der Zeitschrift «Finanztest». «Zu wenig für eine Risikostreuung.» Besser wären 30 Wertpapiere aus verschiedenen Branchen und Ländern.
Noch besser gelingt Streuung durch Fonds. Mit börsennotierten Indexfonds (ETFs) kommen auch Einsteiger zurecht. Wer etwa einen ETF auf den MSCI World Index kauft, investiert damit in mehr als 1600 Unternehmen aus 23 entwickelten Märkten. «Wer die ganze Welt im Portfolio hat, wird weniger Schwankungen sehen», erklärt Marc Tüngler von der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
– Home bias: Ein Phänomen, das sich in vielen Märkten beobachten lässt: Anleger investieren gerne in Firmen aus ihrem Heimatland. Dafür gibt es durchaus Gründe: Die Firmen sind bekannt und vertraut. Aber: «Die Fokussierung auf einen kleinen Ausschnitt des globalen Aktienmarktes erhöht die Wertschwankungen des Depots», erklärt Aulitzky. «Das Anlageergebnis wird weniger berechenbar.»
Ein Beispiel: In den vergangenen drei Jahren – von Ende 2015 bis Ende 2018 – fiel der Dax um 1,7 Prozent, während der MSCI World 12,5 Prozent zulegte. 2018 ging es zwar für beide Indizes nach unten, aber der MSCI World gab 11,1 Prozent nach, während der Dax mehr als 18 Prozent verlor.
– Zu viel handeln: Anlegern fällt es oft schwer, nichts zu tun. Nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest schichten Verbraucher Teile ihres Depot im Laufe eines Jahres immer wieder um. Mehr Erfolg bringt ihnen das aber nicht unbedingt.
Im Gegenteil: «Besonders aktive Anleger verloren durch ihren Übereifer 3,3 Prozentpunkte pro Jahr», erklärt Aulitzky. «Das Fünftel der passivsten Depotbesitzer kam dagegen der Rendite des MSCI World recht nahe.» Das zeigt: Eine ruhige Hand zu behalten lohnt sich.
– Trends hinterherlaufen: Immer wieder werden manche Aktien besonders angepriesen. Doch solchen Trends hinterherzulaufen, bringt in der Regel nichts. Üblicherweise hat der Markt den Trend schon erkannt und eingepreist. Entsprechend deutlich formulieren es die Experten. «Wer anfängt, dem Markt hinterherzulaufen, wird immer verlieren», sagt Tüngler.
Prof. Andreas Hackethal von der Goethe-Universität Frankfurt am Main rät: «Bleiben Sie bei Ihrem eigenen Marktanlageziel.» Denn was viele bei den Trends vergessen: Es gibt auch die andere Meinung. Der, der die Aktie verkauft, weil er nicht mehr an den Trend glaubt. «Im Preis stecken alle Meinungen.»
– Zu hohe Kosten: Depotgebühren, Provisionen, Abschlusskosten und Verwaltungsgebühren. Es gibt jede Menge Kosten, die die Rendite drücken. Aber im Vergleich zur Rendite sind Kosten eine beeinflussbare Größe. «Achten Sie auf eine günstige Depotbank mit geringen Orderkosten», rät Marc Tüngler. Und verhandeln Sie! Der Ausgabeaufschlag der Fonds ist nicht in Stein gemeißelt. Bei den Gebühren ist viel möglich, wissen die Kenner.
– Stock picking: Manche Anleger setzen gezielt auf bestimmte Werte. Gründe dafür sind vielfältig: Manche arbeiten bei dem Unternehmen, manche setzen auf das Geschäftsmodell, oder sie glauben einfach an den Erfolg. Prof. Hackethal hat allerdings beobachtet: «Die Anleger, die mit eigenen Ideen kommen, fahren in der Regel schlechter.»
Denn selbst wenn eine Aktie eine überdurchschnittliche Rendite erzielt, ist fraglich, ob andere Aktien im Depot diese Gewinne nicht wieder auffressen. «Die meisten Anleger in Eigenregie kennen weder die genaue Rendite noch die Risiken ihres Depots», sagt Prof. Hackethal. Das beste Gegenmittel ist auch hier eine breite Streuung des Vermögens.
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(dpa/tmn)