Angesichts niedriger Zinsen und hoher Gebühren raten die meisten Experten davon ab, eine Lebensversicherung abzuschließen. Daraus sollten Sie aber nicht den Schluss ziehen, eine bestehende Police zu kündigen. Meist verlieren Sie dann nämlich viel Geld.
Niedrige Auszahlsumme: Versicherer ziehen Gebühren ab
Wer eine Lebensversicherung kündigt, muss mit Verlusten rechnen. Das gilt insbesondere für Altverträge, die vor 2008 abgeschlossen wurden. In diesem Jahr beschloss der Gesetzgeber eine Regelung, welche die finanziellen Einbußen abdämpft. Die Versicherer müssen seitdem die Abschlussgebühren auf fünf Jahre verteilen, sodass eine frühzeitige Kündigung nicht so stark ins Gewicht fällt. Doch selbst diese Regelung führt dazu, dass Versicherte Geld verlieren. Die tendenziell verbraucherfreundliche Gesetzgebung müssen die Konzerne nicht auf Altverträge anwenden, das entschied kürzlich der Bundesgerichtshof. Im Ergebnis macht das bei der Berechnung des Rückkaufwerts einen deutlichen Unterschied: Wenn die Versicherer die Gebühren bereits im ersten Jahr abziehen, entwickelt sich das Vermögen im Vergleich zu einer Verteilung auf mehrere Jahre negativ.
Altverträge lohnen sich weiterhin
Ein weiterer Aspekt spricht dafür, ältere Verträge nicht zu kündigen. Heutzutage erweisen sich viele Lebensversicherungen als unattraktiv, weil der Garantiezins nur noch 1,75 % beträgt und Gebühren die Rendite schmälern. Doch diese gesetzlich garantierte Verzinsung gilt nur für Neuabschlüsse. Millionen Deutsche besitzen aber Verträge mit einem Garantiezins von bis zu 4 %. Eine solche Rendite sollte sich niemand entgehen lassen, eine Kündigung sollte nur in einem absoluten, finanziellen Notfall erfolgen. Angesichts der momentanen Niedrigzinspolitik finden sich am Finanzmarkt keine so sicheren und zugleich renditeträchtigen Produkte. Wer einen solchen Vertrag auflöst, erleidet zum einen Verluste durch den Gebührenabzug. Zum anderen verzichtet er auf eine garantierte Verzinsung, von denen heutige Sparer häufig nur träumen können. Dabei sollten Sie sich auch nicht von den sinkenden, möglichen Kapitalerträgen abschrecken lassen, welche die Unternehmen bei den jährlichen Informationen mitteilen. Selbst wenn die Versicherung nur den garantierten Festbetrag zahlt, lohnen sich diese Verträge.
Bei Lebensversicherungen nicht vorschnell handeln
Der Abschluss einer Kapitallebensversicherung stellt sich heute aufgrund des niedrigen Garantiezinses häufig als unklug heraus. Ebenfalls falsch wäre es aber, unbedacht Altverträge zu kündigen. Die Gebühren reduzieren nicht nur das angehäufte Vermögen, zugleich lassen sich Versicherungsnehmer einen hohen Garantiezins entgehen. Einen solchen Schritt sollten Sie deswegen gut bedenken und die Details Ihres Vertrags intensiv studieren.