Ich lernte das tauschen in der 20minuten Pause auf dem Schulhof. Tanja war meine Klassenkameraden und hatte immer Schokoriegel und Yes-Törtchen mit, von der Tankstelle ihrer Eltern So was gab es bei uns nicht. Statt Schokoriegel gab meine Mutter mir Vollkornbrot und Studentenfutter mit. Tanja war jedoch aus irgendeinem Grund total scharf auf die Mandeln in meinem Studentenfutter, die ich dann in jeder Pause gegen ein Yes-Törtchen tauschte. Ein in meinen Augen wunderbares Geschäft. Heute bin ich froh, dass meine Mutter uns keine Schokoriegel als Pausenbrot einpackte. Das tauschen habe ich trotzdem nicht verlernt, es lohnt sich nämlich.
Die Tauschpraxis ist eine altbewährte Methode Geld zu sparen. Seit den 80er Jahren sind Tauscher_innen sogar professionell in sogenannten Tauschringen organisiert. Die Idee stammt aus Kanada. Tauschringe sind Non-Profit-Organisationen; in fast jeder Stadt finden sich Tauschringe. In den lokalen Tauschringen kann man Mitglied werden, und dann kann es auch schon losgehen: Ich helfe Frau Krämer beim Ausfüllen der Wohngeldunterlagen, dafür passt Frau Krämer mal auf mein Kind auf.
Tauschringe sind nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern fördern auch Nachbarschaftskontakte im Kiez. Mit dem tauschen findet gleichzeitig auch ein Austausch statt, der es jedem ermöglicht zu helfen und dafür selbst Hilfe bekommt. “ Über den Austausch im Tauschring kann man sich mit Dienstleistungen und Waren versorgen, die man sich sonst nicht leisten könnte, leisten würde, oder die nur schwer zu organisieren wären, wie z.B. Babysitting oder Hilfe bei bestimmten Arbeiten“ heißt es auf der Internetpräsenz der Tauschringe Berlin e.V.
Damit formulieren die Tauschringe nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftspolitisches Anliegen. Leider sind Tauschringe im Zeitalter von Billigläden, Billigfliegern und Billigklamotten ein wenig in Vergessenheit geraten. Zeit, diese unheimlich produktive Praxis wieder aufleben zu lassen und ins Tauschgeschäft einzusteigen!