Die Kapitallebensversicherung gilt hierzulande immer noch als das klassische Instrument der Altersvorsorge. Rund 90 Millionen Lebensversicherungs-Verträge gibt es derzeit in Deutschland. Das macht die Bedeutung dieses Anlageinstrumentes deutlich. Inhaber von Kapitallebensversicherungen haben aber momentan nicht viel Freude daran. In Zeiten niedriger Zinsen sinkt die Rendite der Lebensversicherungen deutlich.
Laufende Verzinsung kontinuierlich rückläufig
Auf durchschnittlich 3,6 Prozent wird die laufende Verzinsung von Lebensversicherungen in diesem Jahr noch beziffert. Das ist ein Rückgang um mehr als 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und setzt einen seit Jahren zu beobachtenden Abwärtstrend fort. Die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB macht es für Versicherungsunternehmen immer schwieriger, die Beiträge ihrer Versicherten rentierlich anzulegen. Dies gilt umso mehr, als Versicherungen aufgrund versicherungsrechtlicher Vorgaben vorwiegend an sichere Investments gebunden sind. Hier sind die Zinsen besonders niedrig. Die Überschüsse der Versicherungsunternehmen schmelzen daher trotz des inzwischen auf 1,75 Prozent gesenkten Garantiezinses dahin wie Schnee in der Sonne. Für Versicherte ist das eine schlechte Nachricht, denn die Überschussbeteiligung ist ein wesentliches Renditeargument für den Abschluss einer Lebensversicherung.
Vorzeitige Beendigung trotzdem nicht sinnvoll
Manche Kunden denken daher jetzt daran, ihre Lebensversicherung zu kündigen oder zu verkaufen. Doch diese Entscheidung will gut überlegt. Wer seine Lebensversicherung vorzeitig kündigt, verzichtet auf den Todesfallschutz – ein wichtigen Baustein der Hinterbliebenenversorgung. Die Kapitallebensversicherung ist nämlich nicht nur Kapitalanlage, sondern bedeutet auch Risikoabsicherung. Die vorzeitige Beendigung ist für den Versicherungsnehmer außerdem meist mit Verlusten verbunden. Die anfänglich gezahlte Abschlussprovision sowie Verwaltungskosten wirken sich überproportional renditemindernd aus, vielfach entfällt der bei regulärem Verlauf gezahlte Schlussüberschuss. Wer jetzt kündigt, hat unter Umständen das gleiche Problem wie die Versicherungsgesellschaften selbst: es fehlt an rentierlichen Anlagealternativen. Gut sind die Versicherungsnehmer dran, bei deren Verträgen noch die höheren Garantiezinssätze früherer Jahre gelten. Bis zum Jahr 2000 lag der Garantiezins bei vier Prozent.
Gefahr für Versicherungen?
Manche sehen die Entwicklung bei den Lebensversicherungen mit Sorge. Die Zinsbelastungen aus Altverträgen und das anhaltende Niedrigzinsniveau machen den Gesellschaften zu schaffen. Ängste wegen der Sicherheit der Kapitallebensversicherung sind aber unbegründet. Die Unternehmen verfügen im Allgemeinen über gute Reserven. Wie der Zinstrend langfristig aussieht und sich auswirkt, ist außerdem eine andere Frage.