Höhenflug der Ölpreise belastet Verbraucher

Frankfurt/Main – Mitten in der Heizperiode müssen sich die Verbraucher auf weiter steigende Kosten für Heizöl einstellen. Auch auf Autofahrer könnten nach Einschätzung von Experten zunächst höhere Spritpreise zukommen.

Die Ursache liegt bei der Preisentwicklung für Rohöl auf dem Weltmarkt. Seit dem Jahreswechsel häufen sich Gründe, die für steigende Ölpreise sprechen.

Am Donnerstag (4. Januar) erreichte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der für den europäischen Markt wichtigen Sorte Brent mit 68,27 US-Dollar den höchsten Stand seit Mai 2015. Alleine in den vergangenen drei Wochen hat der Brent-Preis um etwa zehn Prozent zugelegt.

Nach Angaben des Internetportals Clever-tanken.de machte sich die jüngste Preisentwicklung beim Rohöl zuletzt bei Kosten für Diesel-Kraftstoff bemerkbar. Demnach wurde ein Liter Diesel an den deutschen Zapfsäulen im Dezember im Schnitt für 1,18 Euro verkauft. Dies ist laut Clever-tanken.de der höchste Durchschnittspreis für einen Monat, der im Jahr 2017 erfasst wurde.

Insgesamt sind die Kraftstoffpreise im vergangenen Jahr Clever-tanken.de zufolge das erste Mal seit vier Jahren sortenübergreifend wieder gestiegen. Der Liter Super E10 kostete 2017 durchschnittlich 1,33 Euro, das waren etwa sechs Cent mehr als im Jahr zuvor. Diesel kostete im Schnitt 1,15 Euro pro Liter, rund acht Cent mehr als 2016. Diese Werte hatte auch der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) Ende Dezember mitgeteilt.

Die Ursachen für die Rally am Ölmarkt sind vielfältig. Rohstoffanalyst Will Yun vom koreanischen Handelshaus Hyundai Futures zählte eine ganze Reihe von Gründen auf. Demnach habe unter anderem die Schließung eines wichtigen Pipeline-Systems in der Nordsee kurz vor dem Jahreswechsel die Ölpreise angetrieben. Nachdem ein Leck entdeckt worden war, wurde das Forties Pipeline System (FPS) und damit ein großer Teil der britischen Ölförderung aus der Nordsee zeitweise gestoppt.

Als weiteren Grund für die steigenden Ölpreise nannte der Experte einen Bombenanschlag auf eine wichtige Ölpipeline in Libyen. Generell werden die Ölpreise auch durch eine anziehende Weltwirtschaft und durch eine Kürzung der Produktionsmenge durch Mitglieder des Ölkartells Opec gestützt. Den jüngsten Auftrieb erhielten die Notierungen am Ölmarkt durch gewalttätige Proteste im wichtigen Förderland Iran. Der Iran-Konflikt habe der Preisentwicklung zuletzt neuen Schwung gegeben, sagte der Analyst.

Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank sieht das ganz ähnlich. Seiner Einschätzung nach werden die Ölpreise durch die zunehmend gewalttätigen Unruhen im Iran gestützt. Am Markt wird befürchtet, dass bei einer weiteren Eskalation auch die iranischen Öllieferungen beeinträchtigt werden könnten. Das Land am Persischen Golf fördert etwa 3,8 Millionen Barrel Rohöl pro Tag und ist damit der drittgrößte Produzent der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC).

Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever-tanken.de, bezweifelt, dass die Kraftstoffpreise an den Tankstellen im neuen Jahr kurzfristig nachgeben werden. Er rät daher den Autofahrern, die Preisentwicklung an den Zapfsäulen entlang der Fahrtrouten stets zu vergleichen. Eine Möglichkeit zum Geldsparen ist das Vermeiden der Preisspitzen, die vielerorts vor allem frühmorgens und am frühen Abend zu beobachten sind – also immer dann, wenn viele Pendler mit dem Auto unterwegs sind.

Trotz der zahlreichen Gründe, die derzeit für steigende Ölpreise sprechen, rechnen Experten auf längere Sicht aber nicht mit einer Fortsetzung des Höhenflugs. Der Grund liegt in der Entwicklung der Fördermenge in den USA. Je stärker der Ölpreis auf dem Weltmarkt steigt, desto eher rentiert sich die vergleichsweise teure Förderung von Schieferöl durch die umstrittene Fracking-Technik. «Wir könnten schon bald das Ende der Rally sehen, weil das aktuelle Preisniveau zu einem weiteren Anstieg der Fördermenge in den USA führt», sagte Rohstoffanalyst Will Yun.

Fotocredits: Patrick Pleul
(dpa)

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