Auf dem Höhepunkt von Finanz- und Eurokrise konnte kaum etwas den Edelmetall-Boom stoppen. Jahrelang verzeichneten die Goldpreise eine stetige Aufwärtsentwicklung, und auch Silber erfreute sich starker Nachfrage. Seit es um den Euro ruhiger geworden ist, geben Gold- und Silberpreise nach. Erst in den letzten Wochen scheinen sich die Kurse wieder zu stabilisieren. Zeichen für eine Trendwende?
Gold und Silber: in der Krise gefragt
Edelmetalle sind traditionell ein Fluchtpunkt in unsicheren Zeiten. Wer um die Stabilität des Geldes und die Sicherheit seiner Währung fürchtet, legt gerne in Edelmetallen an. Gold und Silber bringen ihren Eigentümern zwar keine laufenden Erträge, als Sachwerte bieten sie aber Inflationsschutz auf lange Sicht. Dies schließt Durststrecken bei der Kursentwicklung nicht aus. Angst war in der Finanz- und Euro-Krise sicher ein treibender Faktor für die Edelmetall-Preise. Diese Angst-Prämie verfällt langsam. Die Zeichen für eine Überwindung der Euro-Krise mehren sich. Auch konjunkturell gibt es Hoffnungszeichen nicht nur in Europa, sondern auch in den USA. Nicht wenige erwarten längerfristig wieder steigende Zinsen. In einer solchen Konstellation werden Edelmetalle weniger attraktiv.
Viele Faktoren beeinflussen die Kurse
Es wäre allerdings zu kurzsichtig, nur auf Krisenängste bei der Kursentwicklung zu schauen. Sowohl bei Gold als auch bei Silber spielten immer auch andere Einflüsse eine wichtige Rolle. Die Goldhaltung der Zentralbanken, die Förderpolitik der goldproduzierenden Länder, die Nachfrage nach Goldschmuck und Groß-Spekulationen führten immer wieder zu starken Kursschwankungen bei dem gelben Edelmetall. Bei Silber kommt als Einflussfaktor noch eine konjunkturelle Komponente hinzu. In der Industrie wird das Metall wegen seiner günstigen Eigenschaften nämlich für viele Anwendungen benötigt. Hauptabnehmer sind die Elektronik-, die Automobil- und Flugzeugindustrie. Die Silbernachfrage hängt daher immer auch von der Industrieproduktion ab.
Eher technische Reaktion
Nach einem Tief im Juni – Gold lag Mitte des Monats noch bei 1200 US-Dollar/Feinunze, Silber bei etwa 18 Dollar/Feinunze – kletterten die Kurse allmählich wieder nach oben. Die aktuellen Kurse liegen allerdings noch weit von früheren Höhen entfernt. Nicht wenige Experten sehen in dieser Erholung denn auch vor allem eine technische Reaktion. Es ist zu früh, von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen. Längerfristige Prognosen wagt derzeit kaum jemand.