Berlin – Im Schnitt bekommen Steuerzahler etwa 900 Euro pro Jahr zurück, wenn sie ihre Einkommensteuererklärung beim Finanzamt abgeben. «Bei vielen Arbeitnehmern ist die Sache gar nicht so kompliziert», sagt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler.
Sie können die Erklärung über Elster – also die Elektronische Steuererklärung – und mit Hilfe von Steuersoftware selbst erledigen. Auch Markus Fischer von der Stiftung Warentest sagt: «Ein Steuerprogramm kann einfache Fälle weitestgehend korrekt lösen.»
Dennoch: Nicht jeder möchte sich mit dem Papierkram auseinandersetzen – oder er hat fachliche Fragen. Arbeitnehmer, Arbeitslose und Rentner haben die Wahl: Sie können sich Unterstützung beim Lohnsteuerhilfeverein oder beim Steuerberater holen. «Meist ist eine Beratung bei den Lohnsteuerhilfevereinen etwas günstiger», sagt Klocke. Dafür muss man Mitglied im Verein werden.
Der Beitrag ist bei vielen Vereinen nach den Einnahmen gestaffelt. «Bei einem durchschnittlichen Einkommen beträgt der Jahresbeitrag meist rund 150 Euro», sagt Uwe Rauhöft, Geschäftsführer im
Bundesverband Lohnsteuerhilfe (BVL). Für Selbstständige und Freiberufler gilt das nicht: «Die Beratungsbefugnis entfällt, wenn Einkünfte aus freiberuflicher oder gewerblicher Tätigkeit vorliegen oder umsatzsteuerpflichtige Einnahmen erzielt wurden», erklärt Rauhöft.
Warentester Fischer vertritt die Ansicht: «Steuerberater sind die Ansprechpartner für Selbstständige und andere Steuerzahler mit sehr komplizierten Fällen, wie zum Beispiel in Erbschaftsfragen.» Mit seinem Fachwissen kann der Steuerberater mehr leisten als Tipps zur Steueroptimierung zu geben: «Er kann steuerrechtliche Fragen beantworten, die Buchführung übernehmen, Einnahmen-Überschuss- Rechnungen sowie Bilanzen erstellen und Unternehmer in finanziellen Entscheidungen beraten», erklärt Klocke.
Wer einen Steuerberater aufsucht, sollte ihm vertrauen – denn er kennt die Einkommensverhältnisse, den Familienstand und den Kontostand seiner Mandanten. Doch keiner muss Angst haben, dass er etwas Privates ausplaudert. «Steuerberater unterliegen einer Verschwiegenheitspflicht», sagt Klocke. «Außerdem dürfen sich nur Personen so nennen, die eine entsprechende Prüfung absolviert haben.» Die Berufsbezeichnung ist geschützt und im Steuerberatungsgesetz (StBerG) verankert. In Deutschland gibt es mehr als 95 000 Steuerberater.
Seit Anfang 2017 finden Interessierte kostenlos Angaben zu allen in Deutschland zugelassenen Steuerberatern – in amtlichen Steuerberaterverzeichnis der Bundessteuerberaterkammer. «So können Verbraucher feststellen, ob eine bestimmte Person Steuerberater ist», erklärt Thomas Hund, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der
Bundessteuerberaterkammer(Bstbk).
Darüber hinaus können sie auf der Internetseite ihre Steuerberatersuche nach Kriterien wie Spezialthemen, Branchen, Fremdsprachenkenntnissen und Postleitzahl filtern. Einen ähnlichen Service bietet auch der
Deutsche Steuerberaterverband an. Wenn jemand den Steuerberater das erste Mal aufsucht, darf dieser laut Hund eine maximale Gebühr von 190 Euro fordern.
Meist stellt der Berater im Erstgespräch sehr viele Fragen. «Das ist nicht ungewöhnlich und meist ein Qualitätsmerkmal», erklärt Klocke. Schließlich muss er die Lebensumstände seines Mandanten gut kennen. Auch der Steuerzahler sollte nachhaken und nach den Kosten fragen.
Grundsätzlich hängt die Höhe des Honorars von der Art der Leistung, dem Gegenstandswert sowie von den Vermögensverhältnissen des Mandanten ab. Fantasie-Preise muss keiner befürchten: Die Gebührenhöhe ist in der
Steuerberatergebührenverordnung (StBGebV) geregelt. Das Honorar kann aber je nach Aufwand innerhalb vorgegebener Spannen variieren.
Wer die Steuererklärung vom Profi erledigen lässt, darf sie später abgeben. Die Frist verschiebt sich dadurch von Ende Mai auf Ende Dezember. Klocke rät: «Planen Sie den Besuch beim Steuerberater frühzeitig ein.» Denn im Dezember kann es schwierig werden, bei einem guten Berater noch einen Termin zu bekommen.
Literatur:
«Finanztest»-Spezial: «Steuern 2017 – Steuern sparen von A – Z», Stiftung Warentest, Heft 144 Seiten, 8,80 Euro
Fotocredits: Monique Wüstenhagen
(dpa/tmn)