Immer mehr Vermögende in Deutschland verlassen sich nicht mehr allein auf ihre Bank, sondern übernehmen die Verwaltung ihrer Kapitalanlagen mithilfe von Family Offices selbst. War diese Form der Vermögensverwaltung noch vor einigen Jahren ausschließlich den Superreichen vorbehalten, so gibt es heute bereits eine Reihe von Angeboten mit niedrigeren Einstiegshürden.
Unabhängigkeit und Solidität
Die meisten vermögenden Privatanleger treibt die Sorge um den langfristigen Erhalt ihres Vermögens weit mehr um als das Bestreben, kurzfristig maximale Renditen zu erzielen. Doch auch dies ist unter den aktuellen Bedingungen keine einfache Angelegenheit. Als sicher geltende Staatsanleihen bringen derzeit nur eine geringe Verzinsung, an den Aktienmärkten macht sich die erhebliche Verunsicherung vieler Investoren durch die Staatsschuldenkrise deutlich bemerkbar – und den Beratern in den Banken trauen viele Anleger nicht zu, diese Entwicklungen wirklich unabhängig und kompetent zu beurteilen. Daher wird gern ein sogenanntes Family Office mit der Vermögensverwaltung betraut. Diese Finanzdienstleister gelten als unabhängig, und ihre Anlagespezialisten stehen in dem Ruf, die ihnen anvertrauten Vermögenswerte solide zu verwalten und sich bei den Kosten und Gebühren im Vergleich zu Banken spürbar zurückzuhalten.
Multi oder Single Family Office?
Schätzungen gehen davon aus, dass deutschlandweit bereits mehrere Tausend Investoren mit einem Privatvermögen von mehr als 30 Millionen Euro unabhängige Family-Offices in Anspruch nehmen. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle. Während etwa 400 Single Family Offices sich ausschließlich um das Vermögen einer einzigen Familie kümmern, gibt es inzwischen auch rund 50 Multi Family Offices, die eine größere Klientel betreuen. Letztere nutzen Synergieeffekte in verschiedenen Bereichen vom Research bis hin zum Asset Management und können ihre Leistungen so anbieten. So müssen Sie nicht zwingend über ein deutlich zweistelliges Millionenvermögen verfügen, wenn Sie zum Kundenkreis dieser Institute gehören wollen, sondern beispielsweise nur rund fünf Millionen Euro Anlagevermögen mitbringen. Zu den Aufgaben der Anlagespezialisten zählt vor allem die Entwicklung einer Anlagestrategie, die auch eine bestimmte Aufteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen beinhaltet. Für die Realisierung einzelner Investments vergeben sie Mandate an entsprechend spezialisierte Finanzdienstleister, deren Arbeit sie überwachen.
Unabhängigkeit ist Trumpf
Der große Vorteil von Family Offices ist in den Augen ihrer Kunden ihre Unabhängigkeit. Ihre Klientel will nicht befürchten müssen, dass ihr von einer Bank primär hauseigene Anlageprodukte angeboten werden, obwohl die Analyse ihrer Portfoliostruktur und deren Abgleich mit der Anlagestrategie vielleicht etwas ganz anderes nahelegen würden. Angesichts der heute deutlich geringeren Anforderungen vieler Family Offices an das Mindestanlagevermögen ihrer Kunden dürfte sich dieses Konzept künftig wohl noch stärker durchsetzen.
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