Angestaubt, provinziell, innovationsfeindlich – wenn es um Familienunternehmen geht, haben viele Bewerber noch immer viele Vorurteile. Diese Sichtweise entspricht zwar so gut wie nie der Realität, ist aber auch durchaus auf den Umstand zurückzuführen, dass gerade mittelständische Betriebe oft zu wenig echte Imagepflege in der Öffentlichkeit betreiben. Täten sie dieses, würde ein Einstieg bei ihnen von weit mehr Berufsanfängern als gute Chance begriffen.
Ein direkter Draht zur obersten Leitung
Einer der am häufigsten von Bewerbern genannten Nachteile von Familienunternehmen sind die geringen Aufstiegschancen. Dieser Umstand ist allerdings in der täglichen Praxis oft eher von Vorteil. Denn flache Hierarchien mit wenigen Stufen bedeuten auch, dass eine Eingabe nicht erst mehrere Stufen durchlaufen muss, ehe es zu einer Entscheidung kommen kann. Vielmehr interessieren sich gerade die leitenden Kräfte von inhabergeführten Unternehmen meist deutlich mehr für die Belange der einzelnen Mitarbeiter und deren Tätigkeitsbereiche als dies bei börsennotierten Großunternehmen der Fall ist. Entsprechend größer sind die Chancen, eine neue Idee direkt der Geschäftsleitung vortragen zu dürfen. Denn gerade für kleine und mittlere Betriebe ist Zeit in sehr viel größerem Maße Geld, weil der Konkurrenzkampf auf dieser Ebene, unabhängig vom Wirtschaftsbereich, meist deutlich härter und schnelllebiger ist.
Für den Arbeitsmarkt unverzichtbar
Dem Mittelstand gehören 19 von 20 in Deutschland tätigen Unternehmen an. Von diesen sind wiederum weit mehr als 90 Prozent familiengeführte Betriebe. Dementsprechend sind Familienunternehmen wie Schwarz Cranz, Fielmann oder BMW mit weitem Abstand der wichtigste Arbeitgeber in Deutschland. Ein Großteil dieser Unternehmen ist dabei auf hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen. Denn entgegen der weiterhin vorhandenen landläufigen Meinung sind es oft gerade Familienunternehmen, die für einen Großteil des technischen Fortschritts sorgen. Dabei handelt es sich zum Teil um Weltmarktführer in ihrem eigenen Nischenbereich, die auf Mitarbeiter mit exzellentem fachlichem Background angewiesen sind.
Auch Nachwuchskräfte gewöhnen sich an die Provinz
Ein Vorurteil über Familienunternehmen entspricht tatsächlich vielfach der Realität: Sie haben ihren Sitz oftmals abseits der großen Metropolregionen Deutschlands. Allerdings sorgt dieser Umstand nicht zuletzt für meist deutlich niedrigere Lebenshaltungskosten, was beispielsweise Mieten oder auch Einzelhandelspreise betrifft. Und außerdem ist der Weg in die nächste größere Stadt meist nicht so weit, dass man diese nicht am Wochenende unsicher machen könnte.
Bildurheber: ThinkStock, Stockbyte, altrendo images
Werbung