Die Wirtschaft im Norden Deutschlands schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Für das letzte Quartal 2016 erwarten nur rund 20 Prozent der Unternehmen eine positive Geschäftsentwicklung. Das ergab eine Konjunkturumfrage, die von der Industrie- und Handelskammer in Auftrag gegeben wurde. Die größten Sorgen bleiben die Auslandsnachfrage und der Fachkräftemangel. Nur das Handwerk blickt zuversichtlich auf die kommenden Monate.
Gute Stimmung, gedämpfte Erwartungen
Den gedämpften Zukunftserwartungen steht eine vergleichsweise gute Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation gegenüber. Aktuell bezeichnen 32 Prozent von 1700 befragten Unternehmen die ihre wirtschaftliche Lage als gut, 59 Prozent bewerten sie als befriedigend. Doch die gute Situation in der Gegenwart kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Zukunft große Herausforderungen auf die Unternehmen warten. Nur 20 Prozent glauben daher, diese Herausforderungen in den nächsten Monaten mit positiven Wachstumsraten bestehen zu können. Immerhin gehen aber fast 60 Prozent davon aus, dass sich das wirtschaftliche Ergebnis in den nächsten Monaten nicht verändern wird.
Export und Fachkräftemangel bleiben die bestimmenden Faktoren
Angesichts einer komplizierten weltpolitischen Lage mit vielen Unsicherheitsfaktoren im Nahen Osten und in Russland sind viele norddeutsche Unternehmen, die direkt und indirekt vom Export abhängig sind, sehr verhalten in ihren Konjunkturerwartungen. Sichere Prognosen über die zukünftige Entwicklung in den Krisenregionen sind kaum möglich. Das führt zu einer deutlichen Zurückhaltung bei den Konjunkturerwartungen.
Ebenfalls ist gegenwärtig unklar, ob die Politik und Gesellschaft eine Lösung hinsichtlich des großen Fachkräftemangels finden wird. Hier ist nur eines sicher: Es kann lange dauern, bis wieder ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Das dämpft die Konjunkturerwartungen erheblich und trifft außer den Großunternehmen auch die meisten mittelständischen Firmen wie beispielsweise Schwarz Cranz vor den Toren Hamburgs.
Handwerk profitiert von den niedrigen Zinsen
Anders als die Exportindustrie sieht vor allem das Handwerk sehr positiv in die Zukunft. Eine Umfrage der Handwerkskammer Schleswig-Holstein ergab ein recht gutes Bild bei den Konjunkturprognosen der Handwerker. Der Hauptgrund hierfür liegt im niedrigen Zinsniveau der Gegenwart. Denn niedrige Zinsen führen zu einer großen Investitionsbereitschaft von Unternehmen und Privathaushalten. Das macht sich in den Auftragsbüchern der Handwerker deutlich bemerkbar. Konsumnahe Handwerksbetriebe wie Friseure, Fotografen, Kosmetikerinnen, Uhrmacher und Kunstmaler können zudem mit großer Zuversicht darauf spekulieren, dass das Geld im Weihnachtsgeschäft dieses Jahr recht locker sitzt – denn die niedrigen Zinsen führen auch zu einer wachsenden Konsumbereitschaft.
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