Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise tauchte vermehrt der Begriff Leitzins in Nachrichten und Zeitungen auf. Doch viele wissen nicht, wie wichtig dieser Wert für die Wirtschaft und das Leben jedes Einzelnen ist. So haben schon kleinste Veränderungen einen großen Einfluss auf das Konsumverhalten der Menschen. Auch politisch spielt er eine große Rolle, wie zuletzt im französischen Wahlkampf.
Was versteht man unter Leitzins?
Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Kreditinstitute Geld bei Noten- und Zentralbank leihen können. Es handelt sich also um einen Refinanzierungszinssatz. Ausgedrückt wird er in Basispunkten oder Prozent. Im europäischen Raum wird er von der Europäischen Zentralbank der EZB festgelegt, doch hat der Leitzinssatz der US-Zentralbank der Fed auch in Europa großen Einfluss.
Wie wirkt sich der Leitzins auf die Wirtschaft aus?
Die Banken geben die Kosten für die Geldbeschaffung natürlich an die Kunden weiter, also steigen bei einer Erhöhung des Leitzinses auch die Zinsen für Kredite. Für Unternehmen wird es dann schwieriger an Kapital zu kommen, was sich fast immer durch fallende Aktienkurse bemerkbar macht. Gleichzeitig sucht die Bank aber auch nach neuen Wegen, um an Kapital zu kommen. Die Zinssätze für Tagesgeldkonten erhöhen sich, es wird also attraktiver Geld bei der Bank anzulegen.
Was lässt sich daraus schließen?
Betrachtet man also die Auswirkungen des Zinssatzes auf die Wirtschaft, wird schnell klar, dass dieser als Steuerinstrument fungieren muss. So kann man das Konsumverhalten der Gesellschaft mit dem Leitzins sehr leicht modifizieren. Will die Zentralbank die Menschen zum Sparen anhalten, also Kapital aus dem Umlauf ziehen, um zum Beispiel einer raschen Inflation entgegen zu wirken, wird der Leitzins erhöht. Will sie hingegen die Wirtschaft ankurbeln um einer Rezession entgegenzuwirken wird der Leitzins gesenkt. In Zeiten von extremen Wirtschaftsrückgang kann der Leitzins bei unter einem Prozent liegen.
Können sich die Zinssätze auch unabhängig vom Leitzins verändern?
Der Leitzins ist aber bei Weitem nicht immer die Ursache für plötzliche Erhöhungen von Zinssätzen bei Banken oder anderen Anbietern von Tagesgeldkonten. Der Markt reguliert sich oft selbst. So zwingt ziehen die meisten Anbieter nach, wenn einer den Zinssatz erhöht. Dies erscheint logisch, da die Mehrheit der Kunden ihr Geld wohl kaum auf einem Tagesgeldkonto deponieren würde, dessen Zinssatz unter der Inflationsrate liegt. Der Leitzins wird in solchen Situation meist im Nachhinein angeglichen. So lässt sich festhalten, dass der Leitzins erst in wirtschaftliche sehr schwierigen Zeiten stark an Bedeutung gewinnt.