(ddp direct) Frankfurt am Main, 26. September 2013 – Der fehlende Zugang zu Krediten bremst die Entwicklung von Kleinbauern beträchtlich. Doch die Zertifizierung gemäß einem Nachhaltigkeitsschema kann dazu beitragen, die Situation positiv zu beeinflussen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Umweltschutzorganisation Rainforest Alliance. Die Studie wurde mit Fördermitteln der Citi Foundation durchgeführt.
Im Rahmen der Studie Farmer Bankability and Sustainable Finance: Farm-level Metrics that Matter“ wurden in Kolumbien und Peru 110 Kaffee- und Kakao-Kleinerzeuger befragt. Ziel der Umfrage: ein besseres Verständnis ihrer Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten und bei ihrer Finanzbuchhaltung sowie zur Optimierung des Angebots an fachlicher Unterstützung. 63 der 110 Farmer sind Rainforest Alliance-zertifiziert. Darüber hinaus gaben internationale Sozialfinanzierungsorganisationen und Unternehmensberatungen sowie lokale Finanzinstitute ihre Erfahrungen mit der Kreditvergabe an Farmer in den Tropen weiter.
Wie die neue Studie zeigt, spielen die Nachhaltigkeits-Zertifizierung und gute fachliche Unterstützung eine wichtige Rolle, damit Landwirte leichter Kredite bekommen und ihre Einkommenssituation verbessern können. Die Zertifizierung schließt in vielen Fällen Buchhaltungskurse sowie verbindliche jährliche Überprüfungen ein. Der Studie zufolge haben nachweisbar nachhaltig wirtschaftende Farmer ihre wichtigen Finanzkennzahlen viel besser im Griff als nicht zertifizierte. Sie erhalten zudem häufiger Kredite – und höhere dazu. Ein besserer Zugang zu Krediten hilft zertifizierten Landwirten dabei, langfristig ihre Lebensgrundlage zu sichern. Natürlich müssen Kredite flankiert werden durch einen guten Marktzugang und der Entwicklung von agronomischen, organisatorischen und fachlichen Fertigkeiten
Kleinbauern führen in der Regel bereits Buch über Anbau, Erntevolumen und Verkaufspreise. Aus der Studie geht jedoch hervor, dass sie ihren Zugang zu Krediten enorm verbessern können, wenn sie zusätzlich Produktionskosten, Einnahmen und Lieferungen protokollieren. 90 Prozent der befragten zertifizierten Erzeuger führen Aufzeichnungen sowohl über die Ein- als auch über die Ausgaben ihrer Betriebe, während es bei den nicht zertifizierten Landwirten nur rund 30 Prozent sind. Zudem wurde festgestellt, dass zertifizierte Landwirte besser in der Lage sind Kreditanträge eigenständig ausfüllen. Zertifizierte Erzeuger erhielten im Durchschnitt Darlehen im Wert von 5.562 US-Dollar, während es bei nicht zertifizierten nur 3.311 US-Dollar waren. An zertifizierte Erzeuger gingen pro Jahr durchschnittlich 1,36 Darlehen, an nicht zertifizierte nur 0,66. Somit erhielten die im Rahmen der Studie befragten zertifizierten landwirtschaftlichen Betriebe im Durchschnitt fast 3,5 mal so viel Kredit wie die nicht zertifizierten.
„Der Ausbau des Kreditzugangs für Landwirte ist aus Sicht der Wirtschaft und des Umweltschutzes sehr wichtig“, so Michelle Buckles, Leiterin des Bereichs Sustainable Finance bei der Rainforest Alliance. „Die Landwirtschaft benötigt Kapital, um ihre Nachhaltigkeit und die Einkommen der Farmer zu verbessern. Millionen von Kleinbauern brauchen Kredite.“
Weltweit gibt es schätzungsweise fast 500 Millionen Kleinbauern, die den Lebensunterhalt für über zwei Milliarden Menschen erwirtschaften. Sie besitzen in der Regel weniger als zwei Hektar Land und bilden in vielen Fällen das Rückgrat der lokalen Wirtschaft. Dennoch bleiben die meisten von ihnen weit unter ihrem Potenzial, da ihnen das Geld für hochwertiges Saatgut, organische Dünger, Geräte und Technologien fehlt. Sie brauchen Kapital und Kredite für Investitionen, die zur Steigerung von Rendite und Gewinn, für eine nachhaltige Bewirtschaftung sowie zum Abfangen von Ertragsschwankungen nötig sind. Die Buchhaltung vieler landwirtschaftlicher Betriebe ist jedoch unzulänglich und häufig nur in Form von Notizbüchern vorhanden, sodass den Banken nicht die Finanzzahlen vorgelegt werden können, die diese zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Antragstellers brauchen. Der Zugang zu Krediten wird dadurch erheblich erschwert.
Die weltweite Nachfrage nach Krediten von mindestens 250 Millionen Kleinbauern, die ihre Erzeugnisse verkaufen, liegt bei schätzungsweise 500 Milliarden US-Dollar. Dennoch vergaben soziale Kreditgeber laut einer Studie der Dalberg Development Advisors im Jahr 2011 weniger als 400 Millionen US-Dollar an Mitteln. In Kolumbien erzeugt die Landwirtschaft 10 bis 14 Prozent des BIP und 40 Prozent der Exporte, erhält aber weniger als 4 Prozent aller landesweit vergebenen Darlehen. In Peru liegt der Anteil der Landwirtschaft am BIP bei 6,4 Prozent und an den Exporten bei 7 Prozent, während nur 3 Prozent der Kredite auf sie entfallen.
„Wenn mehr landwirtschaftliche Betriebe zertifiziert wären, könnte dies den Zugang der Kleinbauern zu Krediten drastisch verbessern“, erklärt Tensie Whelan, Präsidentin der Rainforest Alliance. „Zertifizierte nachhaltige Farmen beeinflussen Umwelt und Sozialgefüge auf breiter Front positiv. Aber auch ihre große wirtschaftliche Bedeutung sollte anerkannt werden. Durch den Zugang zu Krediten können diese Betriebe ihre Rentabilität und Produktivität steigern, und davon könnten die Volkswirtschaften ihrer Länder in ganz erheblichem Maße profitieren“, so Whelan.
Damit mehr Kleinbauern Zugang zu Krediten erhalten, sollten Zertifizierungsorganisationen und Unternehmensberatungen sowie Kreditgeber der Studie zufolge Kennzahlen, Kreditanträge und Erzeugerprofile anpassen und vereinheitlichen, unter Berücksichtigung der empfohlenen 25 Hauptindikatoren für einen Kreditantrag. Die Rainforest Alliance und ihre Partner bieten Landwirten und Erzeugergruppen in Kolumbien und Peru umfassende fachliche Unterstützung. Die Studie fordert zudem die Entwicklung und Durchführung von Kursen, in denen Landwirte lernen, ihre Buchführung so zu gestalten, dass zumindest die wichtigsten Standardindikatoren der Kreditgeber erfüllt sind. Außerdem sollten weiterführende Programme geplant werden, die sich an Erzeuger richten, die die Mindestanforderungen in Bezug auf die Buchhaltung bereits erfüllen. Ferner empfiehlt die Studie zusätzliche Schulungen für KMU und Kooperativen im Bereich des Finanz- und Kreditmanagements sowie zur Analyse der wichtigsten Standardindikatoren. So sind sie besser gerüstet sind, um Kredite an Kleinbauern zu vergeben.
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Pressekontakt
Herr Sascha Tischer
Rainforest Alliance Pressestelle c/o :relations GmbH
Mörfelder Landstraße 72
60598
Frankfurt am Main
EMail: rainforest-alliance@relations.de
Website: www.rainforest-alliance.org/de
Telefon: 069.963652-90
Über die Rainforest Alliance
Die Rainforest Alliance arbeitet mit Menschen zusammen, deren Lebensbedingungen von Landnutzung abhängen. Die Umweltschutzorganisation hilft ihnen, den Anbau von Nahrungsmitteln, die Holzernte und das touristische Angebot nachhaltig zu gestalten. Von großen multinationalen Unternehmen bis zu kleinen Erzeugergemeinschaften sind Unternehmen und Verbraucher auf der ganzen Welt eingebunden in die Bestrebungen der Rainforest Alliance und ihrer Partner, verantwortungsbewusst erzeugte Produkte und Dienstleistungen auf den Weltmarkt zu bringen, auf dem nachhaltig erzeugte Güter auf einen ständig wachsenden Bedarf treffen.
Weitere Informationen: www.rainforest-alliance.org/de und auf unserem Blog www.thefrogblog.de oder www.thefrogblog.ch
Über die Citi Foundation
Das Ziel der Citi Foundation besteht in der wirtschaftlichen Förderung und finanziellen Einbindung von Einzelpersonen und Familien mit niedrigen bis mittleren Einkommen in den Gemeinschaften, in denen die Stiftung tätig ist, um ihnen zu einem höheren Lebensstandard zu verhelfen. Weltweit gehen die Fördermittel der Citi Foundation an die strategischen Bereiche Mikrofinanz, Unternehmensentwicklung, Studienerfolg sowie Finanzkompetenz und Vermögensaufbau. Zusammen mit ihren Partnern in den Bereichen Mikrofinanz und Unternehmensentwicklung unterstützt die Citi Foundation Umweltschutzprogramme und Innovationsmaßnahmen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.citifoundation.com