Wenn prominente heterosexuelle Männer sich in aller Öffentlichkeit küssen, verfehlen sie scheinbar das Ziel, ein Zeichen gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit zu setzen. Im Gegenteil: Laut der Wochenzeitung „Die Zeit“ bedient die aktuelle Fotokampagne „Mundpropaganda“ des Männermagazins „GQ“ die Homophobie eher noch. Die Gründe dafür erfahren Sie hier.
Umfrageergebnisse aus dem Jahre 2012
Laut einer Studie vom Emanzipationsministerium aus dem Jahre 2012 hegt jeder fünfte NRW-Bürger Vorurteile gegen Schwule und Lesben. Aus der Studie geht weiterhin hervor, dass Homophobie vor allem bei Älteren, bei Menschen mit einem geringeren Bildungsstatus, bei Männern, bei Menschen mit Migrationshintergrund sowie bei auf dem Land lebenden Menschen auftritt. Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit sei überdies auch oft mit anderen Vorurteilen wie Fremdenfeindlichkeit verknüpft.
Fotokampagne gegen Homophobie
Wenn Herbert Grönemeyer öffentlich einen Mann küsst, reagieren die Medien darauf mit großem Applaus. Auch Schauspieler wie August Diehl, Ken Duken und Kostja Ullmann sowie die Musiker Moses Pelham und Thomas D nehmen an der aktuellen Fotokampagne „Mundpropaganda – Gentlemen gegen Homophobie“ des Herrenmagazins „GQ“ teil. Doch wenn prominente, gut aussehende, heterosexuelle Männer sich auf Fotos küssend ablichten lassen, geht es den Medien vielmehr um das Ansehen des Promis und die Sensationslust des Publikums als um das eigentliche Thema Homophobie. Vergleichbar ist dieses Phänomen laut der „Zeit“ mit gleichgeschlechtlichen Küssen unter prominenten heterosexuellen Frauen (wie z.B. zwischen Madonna und Britney Spears, im Jahre 2003 bei den MTV Music Awards). Gemäß der US-amerikanischen Soziologie-Professorin Laura Hamilton beflügeln solche Küsse eher die Männerfantasien, statt für mehr Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen aufzurufen.
Toleranz beginnt im Kleinen
Die aktuelle Kampagne des Männermagazins „QG“ ist umstritten. Wichtig ist sicherlich, dass Homosexuelle im Privatbereich geliebt und toleriert wird. Wenn Eltern ihren schwulen Sohn so akzeptieren, wie er ist und sich auch nicht scheuen, in der Öffentlichkeit zu ihm zu stehen und normal darüber sprechen können, ist schon viel getan.
Bild: Screenshot von www.gq-magazin.de/unterhaltung/stars/prominente-kuesse-gegen-homophobie