Nach dem Update auf Ethereum 2.0 können die bis dahin durch Minig gewonnenen ETH bei Interesse für das sogenannte Staking genutzt werden und unterliegen dabei nicht der ursprünglich geplanten Haltefristverlängerung von 10 Jahren. Damit kann das geplante Ethereum-Update mit dem Wechsel von Proof of Work zu Proof of Stake für Krypto-Miner noch interessanter werden. Und für Investoren und Trader wird künftig nicht nur die Frage wichtig sein, wo sie Ethereum kaufen möchten, sondern auch, wie die Umstellung des Konsensverfahrens von Proof of Work zu Proof of Stake ihre Anlage- und Tradingstrategie beeinflussen kann.
Von Proof of Work zu Proof of Stake: Ethereum geht neue Wege
Kryptowährungen sind dezentralisiert und unterstehen nicht der Kontrolle durch Finanzinstitute. Daher braucht es Möglichkeiten, um Transaktionen zu verifizieren. Eine Möglichkeit besteht dabei im Proof of Stake (PoS). Der PoS ist eine Form von Konsensmechanismus, der zur Validierung von Transaktionen mit Kryptowährungen eingesetzt wird. Besitzer der Währungen können ihre Münzen einsetzen und damit das Recht erlangen, neue Transaktionsblöcke zu prüfen und zur Blockchain hinzuzufügen – also eigene Validierungsknoten zu erstellen. Beim Staking werden Coins verpfändet oder in einen Staking-Pool gegeben, um sie zur Verifizierung von Transaktionen zu nutzen. Die Münzen sind für die Dauer des Einsatzes gesperrt, werden aber für den Handel wieder freigegeben. Als Belohnung für die Validierung erhalten die Anleger einen bestimmten Betrag. Schlägt ein Validator vor, einen Block mit ungenügenden Informationen zur Blockchain hinzuzufügen, kann er als Strafe einen Teil seines Einsatzes verlieren.
Damit ist das PoS eine Alternative zum Proof of Work (PoW). Der PoW war der erste Konsensmechanismus, der für Kryptowährungen entwickelt wurde.
Das PoS-Verfahren hat den enormen Vorteil, dass es deutlich energieeffizienter ist als das PoW-Verfahren. So ist es auch für die großen Kryptowährungen wie Ethereum interessant. Auch wenn bisher vor allem kleinere Kryptowährungen den PoS etabliert haben.
Rewards und Risiken: Darauf sollten sich Ethereum-Nutzer einstellen
PoS ist eine großartige Chance, um Schwächen eines PoW-Systems zu beheben. So beseitigt ein PoS im Wesentlichen die Eintrittsbarrieren in den Validierungsprozess. Es sind keine besonders leistungsstarken PCs notwendig, um die Chance zu haben, Blockbelohnungen zu erhalten. Denn PoS benötigt weniger Rechenleistung als PoW. Dies hat zusätzlich positive Auswirkungen auf die Umwelt.
Doch der PoS hat nicht nur Vorteile. PoS-Netzwerke weisen bisher noch Schwächen auf, auf die sich nun auch Ethereum-Nutzer einstellen und vorbereiten müssen. So liegt eine Schwäche von PoS-Systemen darin, dass wohlhabende Nutzer begünstigt werden. Je mehr Münzen man einsetzt, desto mehr kann man abstimmen. Entgegengewirkt werden kann dem beispielsweise mit der Implementierung einer zufälligen Auswahl an Blockproduzenten.
Zudem sind in einem PoS-System für das Fälschen neuer Blöcke relativ wenige Ressourcen erforderlich. Um Fälschungen zu verhindern, bauen PoS-Systeme daher Schutzmechanismen in ihr Protokoll ein.
Für alle, für die der PoS von Ethereum dennoch interessant klingt, gilt: Wer Validator werden und Gewinne einstreichen will, muss 32 ETH zur Verfügung stellen. Für diese 32 ETH gibt es dann 32 ETH 2.0. Zudem muss die Ethereum-Validatoren-Software dauerhaft und online auf dem eigenen PC ausgeführt werden. Wer mit weniger als 32 ETH ins Staking einsteigen will, kann dies über einen Pool tun. Hierbei muss man auch nicht technisch aktiv werden.
Der Staking Reward hängt dann davon ab, wie viele Nutzer ETH eingebracht haben. Je mehr Personen sich einbringen, umso geringer sind die Rewards – und umso geringer ist auch das Risiko bzw. umso sicherer ist das Netzwerk. Die maximale Rendite kann in einer Spanne zwischen 2 und 20 Prozent liegen.
Haltefristverlängerung vom Tisch: BMF trifft wichtige Entscheidung
Für Ethereum-Kunden ist es nun so weit. Nach dem Update auf Ethereum 2.0, das für das dritte Quartal 2022 geplant ist, können sie ihre bis dahin geminten ETH für das Staking nutzen. Und: Sie unterliegen keiner Haltefristverlängerung von 10 Jahren, wie dies noch im vergangenen Jahr angedacht war.
Die Haltefristverlängerung von einem auf zehn Jahre war von Anfang an umstritten und wurde als unverhältnismäßig eingestuft. Diese Einschätzung hat sich durchgesetzt und so müssen Ethereum-Besitzer bei einer Gewinnerzeugung wie bislang auch nur eine Haltefrist von einem Jahr abwarten, bevor der Verkauf der Coins steuerfrei wird. Gekippt wurde die geplante Haltefristverlängerung am 11. Mai 2022. In einem Schreiben auf seiner Homepage nahm das Bundesfinanzministerium (BMF) offiziell Stellung.
„Bei Privatpersonen ist der Verkauf von erworbenen Bitcoin und Ether nach einem Jahr steuerfrei. Die Frist verlängert sich auch dann nicht auf zehn Jahre, wenn etwa Bitcoin zuvor für Lending genutzt wurden oder die Steuerpflichtigen beispielsweise Ether einem anderen für dessen Blockerstellung als Stake zur Verfügung gestellt haben.“, erklärte Katja Hessel, Parlamentarische Staatssekretärin.
Zu beachten ist die Einschränkung auf Privatpersonen. Das BMF unterscheidet zwischen aktivem Staking und passivem Staking. Ersteres wird als Gewerbe eingestuft. Die Blockerstellung ist das entscheidende Merkmal.
„Die Blockerstellung stellt keine private Vermögensverwaltung dar. Sowohl beim Mining als auch beim Forging [BMF-Begriff für Staking] erhalten die Blockerstellenden die Blockbelohnung und die Transaktionsgebühren im Tausch für die Erstellung neuer Blöcke. Die Tätigkeit entspricht damit dem Bild eines Dienstleisters.“
Weitere neue Regelungen – so zur korrekten Dokumentation der aus dem Staking gewonnenen Einkünfte – sind in naher Zukunft zu erwarten.
Fazit
Schon lange ist der Wechsel von Ethereum zu Proof of Stake geplant. Wird die Umstellung in diesem Jahr tatsächlich durchgeführt, bereiten die Entwickler von Ethereum den Weg in eine effizientere, umweltfreundlichere und sicherere Zukunft für die Kryptowährung. Für Anleger ist zudem mit der aktuellen Entscheidung des BMFs gegen die geplante Haltefristverlängerung ein wichtiger Meilenstein erreicht, um die Attraktivität der Kryptowährung als Geldanlage weiterhin sicherzustellen.
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