Gute Geldanlage beginnt im Kopf

Ludwigshafen – «Buy low, sell high»: Kaufe Aktien günstig und verkaufe sie, wenn der Kurs hoch steht. Das ist wohl eine Börsenweisheit, auf die sich alle einigen können.

Solche Sprüche gibt es viele. Anleger sollten ihre Geldanlage daran aber nicht unbedingt ausrichten. Weisheiten oder Überzeugungen sind kein guter Ratgeber und können im Zweifel viel Geld kosten.

Trends zu folgen ist ein typischer Fehler. «Wenn man in was investiert, das bisher gut gelaufen ist, dann ist das in etwa so sinnvoll wie beim Lotto auf die Zahlen vom letzten Samstag zu tippen», erklärt Prof. Hartmut Walz, Verhaltensökonom an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. Auf Aktien und Investment-Fonds übertragen, warnt er: «Die Erfolgreichen von gestern sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Verlierer von morgen.»

Gerade ungeübte Anleger sollten sich nicht verunsichern lassen. «In guten Börsenphasen sind die Leute bereit, Aktien zu kaufen, in schlechten nicht. Es sollte aber genau andersherum sein, denn nach einem Crash ist ein guter Zeitpunkt, um in Aktien einzusteigen», erklärt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen.

Risiken richtig einschätzen

Häufig schätzen Anleger Risiken falsch ein: Während der Aktienmarkt als gefährlich gilt, stecken manche viel Geld in undurchsichtige Anlagen. «Der sogenannte graue Kapitalmarkt lockt mit viel Rendite. Aber wer auf schwarze Schafe reinfällt, macht gravierende Verluste», erläutert Mai.

Dabei erzielen Aktien über Jahrzehnte betrachtet oft eine höhere Rendite als andere Geldanlagen. «Man darf in Krisenphasen nur keine kalten Füße bekommen und verkaufen, sondern muss durchhalten», sagt Mai. Der Kursverlust einer Aktie werde erst ein finanzieller Verlust, wenn man das Papier verkauft.

Walz nennt einen weiteren Fehler: Anleger stecken ihr Geld in gemanagte Fonds. In der Theorie sollte ein aktiver Fonds besser als ein Indexfons abschneiden, schließlich überwacht ihn ein hochbezahlter Fondsmanager. Sein Ziel ist, mehr Rendite zu erzielen. Nur: Kaum einer schafft es tatsächlich langfristig.

Das zeigen auch Statistiken des Analysehauses Morningstar. Demnach schneiden aktive Fonds vor allem auf lange Sicht selten besser als der Vergleichsindex ab. Lediglich 18 Prozent haben in 15 Jahren den Index übertroffen. Doch sogar diese Zahl ist verzerrt: Nur 41 Prozent aller aufgelegten Fonds haben diesen Zeitraum überlebt.

Erfolglose Fonds werden von den Gesellschaften oft still und heimlich geschlossen. «Anleger orientieren sich meist an den Zahlen derer, die tatsächlich gut abgeschnitten haben. Damit schauen sie aber nur auf eine kleine Stichprobe», warnt Walz.

Besser auf Streuung statt aufs richtige Pferd setzen

Wenn nicht einmal Profis vorhersehen können, wie sich einzelne Aktien oder Anlagen entwickeln, ist es für Kleinanleger nahezu unmöglich, zur richtigen Zeit auf das richtige Pferd zu setzen.

Umso wichtiger ist die Streuung der Geldanlage. Möglich sei dies etwa mit einem Indexfonds auf den MSCI World, da dieser weltweit in verschiedene Branchen und Länder investiert.

Fatal ist auch, was Walz als «Besitzliebe» beschreibt – also das Phänomen, dass man sich von liebgewonnen Aktien nicht trennt, obwohl es keinen Sinn ergibt, daran festzuhalten. Anleger sollten sich fragen, ob sie die Aktie zu diesem Preis nochmal kaufen würden. Und wenn nicht, sich davon trennen – auch mit Verlust.

Walz benennt noch einen Problem: Geistige Töpfchenwirtschaft. Statt das Geld auf einem Konto zu verwalten, hätten Anleger für jedes Sparziel ein anderes Konto. Beim Blick ins Depot bleibe, diese geistige Unterteilung bestehen.

«Wenn Anleger in zehn Aktien investieren, schauen viele auf die Performance der einzelnen Investitionen. Ist eine Aktie im Minus, sind sie frustriert, selbst wenn das Portfolio insgesamt im Plus ist.» Sein Tipp deshalb: immer das Gesamte im Blick haben.

Literatur:

Hartmut Walz: «Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise», Haufe, 1. Auflage 2020, 210 Seiten, ISBN-13: 978-3-648-13758-1, 19,95 Euro, Lieferbar ab 08. Mai 2020

Fotocredits: Christin Klose,Hochschule Ludwigshafen Am Rhein,Verbraucherzentrale Bremen
(dpa/tmn)

(dpa)