Mittelstand in Deutschland: Unterschiede zwischen Ost und West

Fünfundzwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sind weiterhin Unterschiede in mittelständischen Unternehmen zwischen Ost- und Westdeutschland zu beobachten, auch wenn sich diese innerhalb der letzten Jahre verringert haben. Eine entsprechende Studie hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC veröffentlicht. Sie beruht auf der Befragung von mehr als zweihundert Unternehmen in beiden Teilen Deutschlands.

Unterschiedliche Herausforderungen an die mittelständischen Unternehmen

Der Fachkräftemangel stellt im Osten eine deutlich größere Herausforderung als in Westdeutschland dar. Die starke Abwanderung von Arbeitskräften in den ersten Jahren nach dem Mauerfall macht sich bemerkbar, während sich die Auftragslage der ostdeutschen Familienunternehmen verbessert hat. Dennoch stufen über neunzig Prozent der befragten Unternehmen in Ostdeutschland die allgemeine wirtschaftliche Lage ihres Bundeslandes als schwach ein. In Westdeutschland liegt der Wert mit gut siebzig Prozent ebenfalls hoch, aber deutlich unterhalb des ostdeutschen Empfindens. Auf die Frage nach den Unternehmenszielen für die nähere Zukunft geben deutlich mehr ost- als westdeutsche Unternehmen an, dass sie die Investitionen in die Bereiche Forschung und Entwicklung nennenswert erhöhen werden. Ähnliche Werte zeigen die Antworten auf die Frage nach einer optimierten Kundenorientierung.

Ein fleischveredelnder Betrieb aus Neu Wulmstorf namens Schwarz Cranz macht vor, wie es erfolgreich geht. Das familiengeführte Unternehmen wurde bereits 1852 als kleine Landschlachterei in Cranz bei Hamburg gegründet und mauserte sich seit nunmehr sechs Generationen zu einem mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatz von 130 Millionen.

Auch die Politik ist gefordert

Die mittelständischen Unternehmen in Ostdeutschland erwarten die Fortschreibung der Standortförderung, damit die ländlichen Gebiete nicht von der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung abgehängt werden. Jedes zweite im Osten befragte Unternehmen wünscht sich, dass die Landespolitik zusätzliche Modelle der regionalen Wirtschaftsförderung entwickelt. Damit sich der Fachkräftemangel in ostdeutschen Kleinstädten nicht verstärkt, sind höhere Investitionen in die Infrastruktur erforderlich. Tatsächlich werden Infrastrukturmaßnahmen jedoch zurückgefahren. Das betrifft sowohl Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser als auch den öffentlichen Personennahverkehr. Ohne eine verbesserte Infrastruktur lassen sich Fachkräfte auch bei guten Stellenangeboten schwer zu einem Umzug in ein ostdeutsches Bundesland motivieren. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Familienunternehmen in weiterhin infrastrukturell gut versorgten ostdeutschen Großstädten ihre freien Stellen ohne nennenswerte Schwierigkeiten besetzen können.

Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft je nach Ort unterschiedlich

Statistiken und Umfrageergebnisse über die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland zeigen fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall je nach Ort unterschiedliche Ergebnisse. Während die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Städten wie Dresden, Leipzig und Berlin dank der guten Infrastruktur nicht schlechter als in Westdeutschland ist, zeigen sich in ländlichen Gebieten noch immer deutliche Unterschiede. Diese werden sich weiterhin verstärken, wenn die ostdeutschen Bundesländer die Infrastruktur im ländlichen Raum weiterhin verschlechtern statt sie wie erforderlich zu fördern.