Düsseldorf – Verbraucherschützer wollen ausufernden Inkassokosten den Riegel vorschieben. «Wir haben immer mehr Beschwerden über massive Kostentreiberei. Aus kleinen Forderungen werden sehr schnell große», sagte Verbraucherzentrale-NRW-Vorstand Wolfgang Schuldzinski.
Er sprach von einer «Konsumentenplage des 21. Jahrhunderts». Auch renommierte Unternehmen schreckten nicht davor zurück, aus einer Forderung von 20 Euro gegen ihre Kunden sehr schnell 200 Euro werden zu lassen. Eine nicht eingelöste Lastschrift, weil das Gehalt noch nicht auf dem Konto war, reiche dafür schon.
Ohne Mahnung werde der Vorgang an eine Inkassofirma weitergegeben, die dann oft auch noch mit Maximal- und Doppelgebühren gegen die Kunden zu Felde ziehe, sagte Schuldzinski weiter. «Dabei haben Gerichte bereits entschieden, dass es unzulässig ist, Kosten von zwei Inkassoakteuren, die in der gleichen Sache unterwegs sind, auf Verbraucher abzuwälzen.» Die Unternehmen müssten mindestens einen Mahnversuch beim Kunden starten, bevor sie den Fall an ein Inkassobüro abgeben, forderte er.
Die Verbraucherzentrale sei mit einigen Auftraggebern in Kontakt getreten, etwa Zalando, Vattenfall, 1&1 und Sky. Die Unternehmen sollen dafür sorgen, dass die von ihnen beauftragten Inkassounternehmen nicht abkassierten, wie sie wollen. Notfalls werde man mit Abmahnungen und Musterprozessen versuchen, die Inkassokosten zu begrenzen. Von einem Einlenken berichtete er bei der Deutschen Bahn. «Wir werden jetzt beobachten, ob die Bahn ihr Versprechen auch tatsächlich umsetzt. Andernfalls wird es hässlich», sagte Schuldzinski.
Ein Sprecher des Bundes Deutscher Inkasso-Unternehmen sagte, es habe keinen Anstieg der Beschwerden gegeben. Der Verband sprach sich dennoch erneut für eine schärfere staatliche Aufsicht über die Branche aus. Diese sei derzeit von Bundesland zu Bundesland anders organisiert. Es gebe Probleme mit nicht registrierten Unternehmen, die zum Teil betrügerisch agierten. «Da wird mit dem Namen Inkasso Schindluder getrieben. Übertreibungen beim Inkasso sind nicht in unserem Interesse.»
«Das Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken hat hier offensichtlich kaum Verbesserung gebracht. Die Gebühren müssen endlich effektiv begrenzt und die Bußgelder erhöht werden», forderte die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Nicole Maisch.
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(dpa)