Hamburg – Zwei Dinge braucht es, um ein Vermögen aufzubauen: einen langen Atem und die richtige Strategie. Aber was ist die richtige Strategie?
Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Klar ist aber: Wer sein Verlustrisiko minimieren will, sollte sein Geld verteilen. Wie können Anleger vorgehen? Drei Experten verraten ihre Strategie:
DER VOLKSWIRT: Dirk Ulbricht ist Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Für ihn ist das Durchhaltevermögen besonders wichtig bei der Geldanlage: «Nichts ist schlechter, als aus Not aussteigen zu müssen», sagt der Volkswirt.
– Die Auswahl: Ohne Aktien geht derzeit nichts, findet Ulbricht. «Die Aktienmärkte sind langfristig am chancenreichsten und sorgen für einen guten Renditemotor in der Anlage.» Da in Einzelaktien aber vergleichsweise hohe Kursrisiken stecken, rät der Volkswirt zu ETFs. «Über ETF lässt sich zu niedrigen Kosten eine breite Risikostreuung sicherstellen», erläutert Ulbricht. Denn diese Fonds bilden immer einen Index ab.
Daneben sollten sichere, verzinsliche Papiere mit ins Depot, empfiehlt Ulbricht. «Diese sind schwankungsärmer und bringen eine Stabilität in die Wertentwicklung.» Hier eignen sich zum einen ETF-Geldmarktfonds oder Tagesgelder, zum anderen Rentenfonds, die in internationale Anleihen hoher Bonität investieren.
– Die Verteilung: Der Anteil der Aktien im Depot sollte sich an der Risikobereitschaft orientieren. «Für eher risikoscheue Anleger gilt als grobe Richtschnur 30 Prozent, für durchschnittliche 50 Prozent und für risikofreudige Anleger 70 Prozent ETF-Anteil», sagt Ulbricht. Der Rest sollte in kurzlaufende verzinsliche Anlagen fließen.
DIE VERMÖGENSVERWALTERIN: Bevor Kathrin Eichler Anlageprodukte auswählt, stellt sie eine grundlegende Frage: Zu welchem Zweck soll das Geld angelegt werden? «Denn je nach Zielsetzung muss das Vermögen anders gestreut werden», erklärt die Vermögensverwalterin der Eichler & Mehlert Finanzdienstleistungen GmbH in Düsseldorf.
– Die Auswahl: Grundsätzlich gilt für die Expertin: «Langfristiger Vermögensaufbau, insbesondere für die Altersversorgung, stützt sich klassischerweise auf drei Säulen: Immobilien, monatliche laufende Einnahmen und Wertpapiervermögen.» Der richtige Mix setzt sich unter anderem aus Aktien, Anleihen und ausreichend Liquidität zusammen.
– Die Verteilung: «Als grobe Faustregel galt bisher: 100 minus Lebensalter des Anlegers sollte in etwa dem Prozentsatz entsprechen, den man in Aktien investieren sollte», erklärt Eichler. «Das ist natürlich immer auch abhängig von der Kapitalmarktsituation.» Ihre Empfehlung: aufgrund des aktuell sehr niedrigen Zinsniveaus mehr auf Aktienwerte mit einer nachhaltigen Dividende zu setzen.
DER VERBRAUCHERSCHÜTZER: Thomas Mai ist Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Wichtig für ihn: «Bevor sich Verbraucher Gedanken über die Geldanlage und die Altersvorsorge machen, sollten existenzielle Risiken abgesichert sein.» Das heißt: Für die Familie sollten wichtige Versicherungen bestehen, Kredite getilgt und ein finanzieller Puffer aufgebaut sein.
– Die Auswahl: Anleger sollten risikoreiche Investments meiden, empfiehlt Mai. Geschlossene Fonds sowie sogenannte Zertifikate oder Investmentfonds – mit einem hohen Derivate-Anteil – eignen sich nicht für die Vermögensbildung. In die Auswahl «gehören eher die Anlageklassen Anleihen und Aktien», sagt Mai.
Auch offene Immobilienfonds oder Gold können geeignet sein. «Gold aber nur mit geringerem Teil von maximal 10 Prozent.» Statt nur Rentenfonds und Rentenpapiere zur Absicherung einzusetzen, können Anleger auch Festgelder mit Verzinsung von 1,0 bis 1,5 Prozent auf fünf bis acht Jahre zur Sicherheit mit einstreuen.
– Die Verteilung: Wie das Geld verteilt wird, hängt aus Sicht von Mai in erster Linie von der eigenen Risikobereitschaft ab: «Je risikoscheuer man ist, desto höher müsste der sichere Anteil sein», sagt der Verbraucherschützer. Festgeld, Anleihen und Immobilienfonds können bei sicherheitsorientierten Anlegern einen Anteil von 75 Prozent des Portfolios ausmachen. Die restlichen 25 Prozent können in Aktienfonds fließen. Wer mehr als zehn Jahre auf das Geld verzichten kann, könnte den Aktienanteil auf 50 Prozent erhöhen.
Literatur:
Stefanie Kühn, Markus Kühn: «Handbuch Geldanlage – Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co.», Stiftung Warentest 2017, 416 Seiten, 34,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86851-395-0
Fotocredits: Christin Klose,Falk Zielke,Eichler & Mehlert,Verbraucherzentrale Bremen
(dpa/tmn)